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Rennbericht

FIA World Endurance Championship, 3. Lauf, 24 Stunden von Le Mans/Frankreich – GT, Rennbericht
Bestes Porsche-Kundenteam Dritter mit 911 RSR

Stuttgart. Als erfolgreichstes Porsche-Kundenteam bei den 24 Stunden von Le Mans belegte Abu Dhabi Proton Racing vor mehr als 260.000 Zuschauern mit einer konstant starken Leistung und nach langer Führung den dritten Platz in der Klasse GTE-Am. Bei der 84. Auflage des Langstreckenklassikers in Frankreich, der wegen heftiger Regenfälle am Samstag erstmals in seiner Geschichte hinter dem Safety Car gestartet wurde, teilte sich Porsche-Werksfahrer Patrick Long (USA) mit David Heinemeier Hansson (Dänemark) und Khaled Al Qubaisi (Abu Dhabi) den 470 PS starken Porsche 911 RSR, der auf der siebten Generation der Sportwagenikone 911 basiert. Für das Team war es nach 2014 die zweite Podiumsplatzierung beim härtesten Autorennen der Welt, das mit 60 Autos eine neue Rekordteilnehmerzahl aufwies.

Die vom Werksteam Porsche Motorsport eingesetzten 911 RSR mit den Startnummern 91 und 92, die Doppelsieger von 2013, haben es auf dem Circuit des 24 Heures nicht durch die Nacht geschafft. Nachdem sie in der Anfangsphase des Rennens die mit 14 Autos von fünf renommierten Herstellern traditionell stark besetzte Klasse GTE-Pro angeführt hatten, fielen sie im weiteren Verlauf durch verschiedene Probleme zurück. Die Nummer 91 mit Nick Tandy, dem britischen Le-Mans-Gesamtsieger von 2015, sowie den Franzosen Patrick Pilet und Kévin Estre verlor zunächst wertvolle Zeit, als ein aufgewirbelter Stein ein kleines Loch in den Kühler schlug. Nach Boxenstopp und Kühlertausch starteten sie eine Aufholjagd mit konstant schnellen Rundenzeiten, die um 01.12 Uhr nach Motorproblemen ein jähes Ende fand. Die Nummer 92, in deren Cockpit sich der Neuseeländer Earl Bamber als Le-Mans-Gesamtsieger 2015 mit Frédéric Makowiecki (Frankreich) und Jörg Bergmeister (Langenfeld) abwechselte, büßte erst wegen abgescherter Radmitnehmer, die einen neuen Radträger erforderten, einige Positionen ein. Danach musste der 911 RSR wegen einer defekten Lenkunterstützung an die Box. Das Aus kam schließlich um 02.36 Uhr wegen eines gebrochenen Anbindungspunktes an der vorderen Chassisaufhängung.

Stimmen zum Rennen

Dr. Frank-Steffen Walliser, Porsche-Motorsportchef: „Le Mans ist diesmal eine große Enttäuschung für uns. Wir hatten mit beiden Werksautos technische Probleme, die letztlich jeweils zum Ausfall führten. Das ist sehr schade für die Fans, für das Team und natürlich für die Fahrer, die hier mit sehr großen Hoffnungen an den Start gegangen sind. Erschwerend kommt hinzu, dass wir auch unter trockenen Bedingungen nicht annähernd eine Chance hatten, die Rundenzeiten der Spitze zu fahren. Doch das sind Dinge, die wir nach dem Rennen in Ruhe analysieren müssen. Glückwunsch an unser Kundenteam Abu Dhabi Proton Racing. Mit einer fehlerfreien Leistung ist die Mannschaft rund um unseren Werksfahrer Patrick Long auf den tollen dritten Platz gefahren.“

Fahrer 911 RSR #91
Patrick Pilet: "Wenn du die zweite Hälfte der 24 Stunden von Le Mans nur als Zuschauer erlebst, tut das natürlich weh. Dabei hat es für uns ganz gut angefangen. Im Regen konnten wir den Traktionsvorteil des 911 RSR voll ausspielen. Doch als die Strecke abtrocknete, taten wir uns schwer. Vor allem auf den Geraden war es fast unmöglich, andere Autos zu überholen. Dazu kamen die technischen Probleme. In Le Mans darfst du jedoch nicht die kleinste Schwäche zeigen, sonst hast du keine Chance.“
Nick Tandy: „Nach meinem Sieg mit dem 919 Hybrid im vergangenen Jahr hätte ich diesmal gerne auch mit dem 911 RSR gewonnen. Doch das blieb leider ein schöner Traum. Wir haben schon im Training und Qualifying gesehen, dass es für uns hier sehr schwer werden würde. So kam es dann auch, obwohl wir nach dem Kühlerschaden wieder sehr gut unterwegs waren. Doch auch 2017 wird in Le Mans ein Rennen gefahren. Wir müssen jetzt zwar ein ganzes Jahr auf diese nächste Chance warten. Doch auch in dieser Saison haben wir noch viel vor.“
Kévin Estre: „Dieser Ausfall ist unglaublich schade, denn Le Mans ist für jeden Rennfahrer etwas ganz Besonderes. Wir wussten zwar nach dem Qualifying, dass wir nicht die absoluten Top-Zeiten fahren können. Dafür war unser 911 RSR aber von der Balance her unheimlich gut. Es hat sehr viel Spaß gemacht, damit zu fahren. Nach einem starken Beginn und einem ersten Rückschlag sah es auch wieder ganz gut für uns aus. Bis plötzlich dieser Motorschaden passierte. Das war bitter.“

Fahrer 911 RSR #92
Frédéric Makowiecki: „Ein so großes Rennen wie Le Mans nicht zu Ende fahren zu können, ist ganz besonders ärgerlich. Schade für das Team, das so hart gearbeitet hat, damit wir hier erfolgreich sein können. Für uns kann es jetzt nur ein Ziel geben, nämlich 2017 noch stärker zurückzukommen. Dafür werden wir hart arbeiten.“
Earl Bamber: „Nach den Rückschlägen, die uns viel Zeit kosteten, waren wir bereit, bis zum Schluss um eine gute Platzierung zu kämpfen. Das waren wir dem ganzen Team, das uns so großartig unterstützt hat, einfach schuldig. Doch am Ende waren wir machtlos und mussten aufgeben, ausgerechnet in Le Mans. Das tat richtig weh.“
Jörg Bergmeister: „Ich habe mir dieses Wochenende sicherlich anders vorgestellt. Das Auto war perfekt vorbereitet und wir hatten schnelle und fehlerlose Boxenstopps – eigentlich hat alles gestimmt. Aber wir mussten einfach härter fahren als unsere Konkurrenten, um mithalten zu können, und ein Großteil unserer Schäden ist unter Umständen darauf zurückzuführen. Schade, dass so etwas ausgerechnet in Le Mans passiert.“

Fahrer Kundenteams
Patrick Long (911 RSR #88, Abu Dhabi Racing): „Es war ein starkes Rennen von uns. Das Auto lag gut. Unser Podiumsplatz ist ein toller Erfolg, denn dies ist Le Mans, eines der härtesten Rennen der Welt. Ich bin unheimlich stolz auf mein Team, das nicht nur extrem professionell gearbeitet, sondern auch die Ruhe bewahrt hat, als es nicht so gut lief.“
David Heinemeier Hansson (911 RSR #88, Abu Dhabi Racing): "In so einem Rennen Dritter zu werden, ist der Wahnsinn. Ich bin total glücklich. Das ist heute ein Höhepunkt meiner Karriere.“
Khaled Al Qubaisi (911 RSR #88, Abu Dhabi Racing): „Es war wieder ein fantastisches Wochenende hier in Le Mans beim größten Rennen der Welt. Wir hätten hier gewinnen können, hatten aber in der Nacht große Probleme, den richtigen Reifendruck zu finden. Da haben wir pro Runde mehrere Sekunden verloren.“
Michael Christensen (911 RSR #77, Dempsey Proton Racing): „Trotz unserer Probleme haben wir das Maximum für die Meisterschaft herausgeholt. Es ist schade, denn mit dem Auto und dem Team wäre mehr drin gewesen. Le Mans war wie immer ein Erlebnis.“
Richard Lietz (911 RSR #77, Dempsey Proton Racing): „Das war ein typisches Le Mans – mit Regen, abtrocknender Strecke und herrlichem Sonnenschein. Es ist immer wieder eine tolle Herausforderung, hier zu fahren. Unser 911 RSR lief die meiste Zeit wirklich perfekt. Leider hatten wir in der Nacht ein kleines Problem mit der Antriebswelle. Bis dahin war das Setup perfekt.“
Philipp Eng (911 RSR #77, Dempsey Proton Racing): „Mein erstes Le Mans war richtig cool. Ich bin den letzten Stint gefahren, das war ursprünglich nicht geplant. Doch das war ein tolles unvergessliches Erlebnis. Es ist schade, dass wir den Defekt hatten, sonst wär vielleicht ein solides Top-5-Resultat möglich gewesen. Ich bin dankbar, dass ich hier so viele Erfahrungen sammeln konnte."
Ben Barker (911 RSR #86, Gulf Racing): „Ich bin überglücklich mit dem Resultat. Ich weiß, es ist keine Podiumsplatzierung, aber es hat nicht viel gefehlt, und wir hätten sie gehabt. Der 911 RSR fuhr 24 Stunden lang völlig problemlos. Ich bin so glücklich, diesen Tag mit allen teilen zu können, die mich unterstützt haben.“
Adam Carroll (911 RSR #86, Gulf Racing): „Le Mans ist definitiv eine Erfahrung, die jeder Rennfahrer einmal machen sollte. Es ist eine sehr anspruchsvolle Strecke. Vor allem in der Nacht, am Ende deines zweiten Stints, wenn die Reifen schon sehr abgenutzt sind, ist es richtig hart.“
Michael Wainwright (911 RSR #86, Gulf Racing): „Das Auto lief fantastisch. Wir hatten kein einziges Problem während der 24 Stunden. Das Team hat das Beste aus sich herausgeholt und wir sind alle sehr zufrieden damit, wie es für uns gelaufen ist.“
Wolf Henzler (911 RSR #78, KCMG): „Wir sind stark ins Rennen gestartet und haben auch lange geführt. Leider hatten wir dann Probleme und mussten das Auto zweimal in die Garage zum Reparieren schieben. Damit war jede Siegchance dahin. Wir haben trotzdem weitergekämpft und sind durchgekommen. Schon das ist hier in Le Mans eine Leistung. Und bei so einem Riesenrennen vor den begeisterten Fans durchs Ziel zufahren, ist ein unbeschreibliches Gefühl, egal, auf welchem Platz man ankommt.“
Christian Ried (911 RSR #78, KCMG): „Das Ergebnis ist für uns in der Summe eher ernüchternd. Das Auto lief sehr gut, doch gegen Ende des Rennens haben wir nicht mehr angegriffen, um kein Risiko einzugehen. Le Mans ist das Highlight der Saison, und es ist immer wieder schön, hier zu fahren. Dafür betreiben wir jedes Jahr gerne den ganzen Aufwand.“
Joel Camathias (911 RSR #78, KCMG): „Mit ein bisschen mehr Glück hätten wir hier deutlich besser abschneiden können. Als wir das Problem mit dem Motor hatten, lagen wir auf Position zwei. Natürlich bin ich etwas enttäuscht, aber ich muss meinem unglaublichen Team danken. Ich ziehe den Hut vor den Mechanikern, die mit so viel Leidenschaft Motorsport betreiben.“

Der vierte von neun Läufen zur Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC ist am 24. Juli das Sechsstundenrennen auf dem Nürburgring/Deutschland.

Rennergebnis

Klasse GTE-Pro
1. Hand/Müller/Bourdais (USA/D/F), Ford GT, 340 Runden
2. Fisichella/Vilander/Malucelli (I/SF/I), Ferrari 488 GTE, 340
3. Briscoe/Westbrook/Dixon (AUS/GB/NZ), Ford GT, 340
4. Johnson/Mücke/Pla (USA/D/F), Ford GT, 339
5. Turner/Sörensen/Thiim (GB/DK/DK), Aston Martin, 339
6. Stanaway/Rees/Adam (NZ/BRA/GB), Aston Martin, 337
8. Christensen/Lietz/Eng (D/A/A), Porsche 911 RSR, 329

Klasse GTE-Am
1. Sweedler/Bell/Segal (USA/USA/USA), Ferrari 458 Italia, 331 Runden
2. Collard/Perrodo/Aguas (F/F/P), Ferrari F458 Italia, 331
3. Al Qubaisi/Long/Heinemeier Hansson (UAE/USA/DK), Porsche 911 RSR, 330
4. Mok/Sawa/Bell (Mal/JP/GB), Ferrari 458 Italia, 329
5. Wainwright/Carroll/Barker (GB/GB/GB), Porsche 911 RSR, 328
10. Ried/Henzler/Camathias (D/D/CH), Porsche 911 RSR, 300



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