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Porsche 919 Hybrid, Porsche Team

Rennbericht

Porsche 919 Hybrid, Porsche Team
FIA World Endurance Championship, 8. Lauf, Sakhir (Bahrain), LMP1, Rennbericht
Porsche gewinnt auch die Fahrer-Weltmeisterschaft

Stuttgart. Porsche hat die Saison in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft beim Finale in Bahrain mit dem sechsten Gesamtsieg in Folge und dem nächsten Meistertitel abgeschlossen: Timo Bernhard (DE), Brendon Hartley (NZ) und Mark Webber (AUS) reichte Platz fünf beim Sechsstundenrennen im Wüstenstaat zum Gewinn der Fahrer-Weltmeisterschaft. Romain Dumas (FR), Neel Jani (CH) und Marc Lieb (DE) holten sich im zweiten Porsche 919 Hybrid ihren lang ersehnten ersten Saisonsieg.

Der achte und letzte WM-Lauf war ein Krimi, auch hinsichtlich der Entscheidung in der Fahrer-WM. Bernhard/Hartley/Webber waren mit 13 Punkten Vorsprung auf das schnellste Audi-Trio gestartet. Angesichts der grandiosen bisherigen Saison – Sieg in Le Mans, vorzeitiger Gewinn der Hersteller-WM in Shanghai – erschien der Titelgewinn in Bahrain machbar. Doch im Finale musste das Trio bereits nach einer halben Stunde zu einem langen Reparaturstopp in die Box und holte anschließend vom letzten bis auf den fünften Platz auf. Es war das Schwesterauto, das dem schnellen Audi in Bahrain die Führung und damit die entscheidenden WM-Punkte abjagte.

So lief das Rennen für die Startnummer 17:
Startfahrer Timo Bernhard verteidigt die Führung bis einschließlich Runde 16. Dann, nach knapp einer halben Stunde Renndauer, meldet er Leistungsverlust am Verbrennungsmotor und steuert die Box an. Ein Problem mit einem Motor-Aktuator, der die Gasannahme regelt, wird innerhalb von 8:43 Minuten behoben. Mit viereinhalb Runden Rückstand nimmt Bernhard das Rennen wieder auf. Die Spitze hat gerade 52 Rennrunden absolviert, als der Deutsche zum ersten planmäßigen Stopp kommt. Mit noch immer vier Runden Rückstand, aber bereits unter den ersten zehn im 32 Autos starken Feld, übergibt er an Brendon Hartley. Der Neuseeländer setzt die Aufholjagd mit frischen Reifen fort und hält nach 83 Rennrunden (79 für sein Auto) zum Tanken und Reifen wechseln. Mittlerweile liegt der Porsche Nummer 17 auf Platz sechs im Gesamtklassement. Am Ende der 114. Rennrunde (110 für Nr. 17) übergibt Hartley an Mark Webber. Weil der Nummer-8-Audi eine Reparaturpause einlegt, liegt der Australier nun an fünfter Position. Nach 144 Runden fährt er zum Tanken und Reifen wechseln an die Box. Nach 158 Rennrunden (154 für das Auto) muss Webber zum zweiten außerplanmäßigen Stopp wegen eines erneuten Aktuatorproblems. Er kehrt auf die Strecke zurück, ohne eine weitere Platzierung zu verlieren. Im 183. Umlauf holt sich Webber noch einen letzten Schuss Kraftstoff ab, bevor er die Ziellinie nach 190 Runden auf Rang fünf und als neuer Weltmeister überquert.

So lief das Rennen für die Startnummer 18:
Romain Dumas fährt die ersten neun Runden an zweiter Stelle hinter dem führenden Schwesterauto. In der zehnten Runde wird er vom Audi mit der Nummer acht überholt. Als die Teamkollegen zur Reparatur an die Box müssen, ist er wieder Zweiter. Als der nun führende Audi tankt, übernimmt er die Führung. Nach 29 Runden stoppt Dumas zum Tanken und Reifenwechsel, er fährt an dritter Position weiter. Nach 59 Runden übergibt er das Auto an Marc Lieb, der nach 89 Runden neuen Treibstoff und neue Pneus erhält. Beim Restart nach einer Neutralisationsphase in der 100. Runde kann der Deutsche den führenden Audi mit der Nummer 7 ausbeschleunigen, muss aber nochmals zurückstecken. Es folgt ein rundenlanges Duell, das Lieb in der 109. Runde für sich entscheidet. In der 119. Runde nutzen beide Rivalen eine Neutralisationsphase für einen Boxenstopp mit Fahrerwechsel. Neel Jani übernimmt den führenden Porsche, nach 147 Umläufen stoppt er zum Tanken und Reifen wechseln. Nach 176 Runden kommt er zum letzten Service und bringt die Nummer 18 nach 199 Runden mit dem ersehnten ersten Saisonsieg ins Ziel.

Stimmen nach dem Rennen

Fritz Enzinger, Leiter LMP1: „Das war kein Rennen für schwache Nerven. Aufgrund der Vorfälle mit dem Porsche 919 Hybrid Nummer 17 entstanden permanent neue Situationen. Dass die Crew der Nummer 18 den Fahrern des Schwesterautos durch den Sieg zum WM-Titel verholfen hat – besser kann Teamwork nicht laufen. Die 100-prozentige Qualifikations-Bilanz über die gesamte Saison und alle Rennsiege seit Le Mans ist ein großartige Ergebnis. Danke an Porsche, danke an das Team in Weissach und hier an der Strecke. Ich bin mächtig stolz auf die Mannschaft, die da entstanden ist, mit ihr macht es einfach Spaß.“

Andreas Seidl, Teamchef: „Was für ein Rennen! Glückwunsch an erster Stelle an Mark Webber, Timo Bernhard und Brendon Hartley zum verdienten Weltmeistertitel. Wir haben heute ein sehr sehr schwieriges Rennen erlebt. Aber wir konnten wieder zeigen, zu was wir als Team im Stande sind. Einer perfekten Saison haben wir heute die Krone aufgesetzt. Danke ans Team hier und daheim sowie an alle unsere technischen Partner und Sponsoren, die uns von Anfang bei diesem Projekt unterstützt haben und denen ein wichtiger Anteil an diesem Erfolg zukommt. Ab morgen beginnt die neue Saison.“

Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 17)

Timo Bernhard (34, Bruchmühlbach-Miesau): „Ein unheimlich intensives Rennen am Ende einer intensiven Saison. Der Start war sehr gut, und danach konnte ich einen Vorsprung rausfahren. Zur Mitte des ersten Stints nahm der Motor dann plötzlich kein Gas mehr an. Die Mechaniker haben super schnell repariert, vielen Dank dafür! Ich konnte dann wieder aufholen, es lief ganz gut. Danach hieß es: cool bleiben und kämpfen! Wir wussten ja, dass wir den Speed hatten.“

Brendon Hartley (25, Neuseeland): „Ich hatte zwei saubere Stints zur Rennmitte und habe voll attackiert, um die beiden Toyota noch zu erwischen. Wir wussten, dass jede Sekunde zählt. Das Auto lief super. Die Jungs in der Box haben Fantastisches geleistet, uns so schnell wieder auf die Strecke zu bringen. Natürlich war es entscheidend, dass unser Schwesterauto die Führung verteidigt hat – eine grandiose Teamleistung.“

Mark Webber (39, Australien): „Mit diesem Sieg hat das Team einmal mehr seine hervorragenden Qualitäten unter Beweis gestellt. In dieser Saison lief es sehr gut für uns, wir haben blitzsaubere Siege abgeliefert. Heute erlebten wir einen extrem harten Kampf. Dabei hat die gesamte Mannschaft erneut ihren außergewöhnlichen Teamgeist unter Beweis gestellt. Ich kann den Mechanikern gar nicht genug danken. Die außerplanmäßigen Boxenstopps waren Stress pur. Einfach unglaublich: Obwohl wir hier in Bahrain extrem unter Druck standen, haben wir den Fahrertitel gewonnen. Ich bin so stolz, mit Timo und Brendon Weltmeister zu sein. Gemeinsam haben wir für Porsche nun auch den zweiten WM-Titel erobert – zum letzten Mal gelang das Derek Bell 1986. Heute ist ein großartiger Tag für das gesamte Team.“

Fahrer Porsche 919 Hybrid (Nummer 18)

Romain Dumas (37, Frankreich): „Ich bin die ersten beiden Stunden gefahren und hatte große Schwierigkeiten, vor allem beim Bremsen. Ich hoffte aber, dass es bei kühleren Temperaturen im weiteren Rennverlauf noch besser würde.“

Neel Jani (31, Schweiz): „Für uns drei war dieser Sieg einfach überfällig – wir hatten Platz eins schon so oft die Hand, konnten ihn aber aus verschiedenen Gründen nicht feiern. Dass es uns heute endlich gelungen ist, stellt eine große Befreiung dar. Ich konnte mir das Tempo gut einteilen und den Vorsprung ins Ziel bringen, ohne Risiken einzugehen.“

Marc Lieb (35, Ludwigsburg): „In meinem ersten Stint war das Auto noch nicht ganz so, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich habe die Reifen zu sehr gefordert und in den ersten Runden im Verkehr etwas Zeit verloren. Als ich in meinen Rhythmus fand, war alles okay. In meinem zweiten Stint funktionierte der Porsche 919 richtig gut. Der Zweikampf mit dem Audi war hart, aber lustig. Er fuhr auf neuen Reifen, ich auf alten. Deshalb standen die Chancen nicht gut, aber mein Auto wurde besser und seines schlechter – so konnte ich ihn überholen und die Führung übernehmen.“

Sechsstundenrennen Sakhir (Bahrain), Rennergebnis:
1. Dumas/Jani/Lieb (F/CH/D), Porsche 919 Hybrid, 199 Runden
2. Fässler/Lotterer/Tréluyer (CH/D/F), Audi R18 e-tron quattro, – 1:25,310 min
3. Wurz/Sarrazin/Conway (A/F/GB), Toyota TS040 Hybrid, – 3 Runden
4. Davidson/Buemi/Nakajima (GB/CH/J), Toyota TS040 Hybrid, – 3 Runden
5. Bernhard/Hartley/Webber (D/NZ/AUS), Porsche 919 Hybrid, – 9 Runden
6. Di Grassi/Duval/Jarvis (BRA/F/GB), Audi R18 e-tron quattro, – 11 Runden


FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC, Endstand nach 8 Läufen, Fahrer:
1. Bernhard/Hartley/Webber (D/NZ/AUS), Porsche 166
2. Lotterer/Tréluyer/Fässler (D/F/CH), Audi, 161
3. Dumas/Jani/Lieb (F/CH/D), Porsche, 138,5
4. Di Grassi/Duval/Jarvis (BRA/F/GB), Audi, 99
5. Davidson/Buemi (GB/CH), Toyota, 79
6. Wurz/Sarrazin/Conway (A/F/GB), Toyota, 79
7. Nakajima, Toyota, 75
8. Tandy (GB), Porsche & Oreca, 70,5
9. Bamber/Hülkenberg (NZ/D), Porsche, 58

Hersteller:
1. Porsche, 344
2. Audi, 264
3. Toyota, 164



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